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Ein Ruf zu den Waffen

Spät ist die Nacht als die betrunkenen Nordmänner des Stamms der roten Füchsin sich in die Felle fallen lassen um ihren Rausch auszuschlafen. Es ist Mittsommer im hohen Norden und auf der Eisinsel geht die Sonne heute Nacht nicht unter. Ihr helles Licht wird noch immer von den schneebedeckten Kuppen des Drotschgebirges reflektiert. Der Häuptling des Stammes, Gor Hranisson, findet keinen ruhigen Schlaf heute Nacht. Schweißgebadet windet er sich in den Pelzen und klammert sich immer noch mit der Faust an die verschlossene Metflasche, die er mit ins Nachtlager genommen hat. Schwül ist die Luft in seinem Zelt und erfüllt von seinem unverständlichen Gebrabbel im Schlaf. Gor träumt.

Der Häuptling befindet sich auf einer weiten kaum hügeligen Ebene. Das Gras steht ihm bis zu den Knien. Es ist ein riesiges Schlachtfeld. Soweit er sehen kann liegen rings um ihn Kadaver von Männern und Frauen, die in der Schlacht gestorben sind. Erstochen von abgebrochenen Speeren und gespalten von riesigen Kriegsbeilen liegen die Gefallenen, so wie sie gestorben sein müssen, auf der Wiese. Ihr frisches Blut tränkt ihre Kleider und Rüstungen, sowie den Boden auf dem sie liegen. An den wenigen, sehr verstreuten Bäumen auf dem Schlachtfeld baumeln ein paar erhängte Soldaten leblos herunter und wehen, wie die Blätter und das Gras im seichten Wind, welcher über die Ebene bläst. Der dunkle, beinahe schwarze, bewölkte Himmel ist blutrot und wird gelegentlich von Blitzen durchzuckt, denen ein grausiger Donner folgt. Gor Hranisson hört die entfernten Geräusche einer tobenden Schlacht, doch als er sich umsieht ist niemand lebendiges zu sehen. Die leisen Schreie und der aufeinander prallende Stahl scheinen von überall zu kommen, aber werden auch nach einer Weile weder lauter noch leiser. Gor erkennt die Schlachtstandarten von unbekannten Reichen der Südländer zerbrochen, verbrannt oder zerrissen im leichten, warmen Wind wehen. Sie stecken im Boden oder werden noch immer von den gefallenen Kriegern fest umschlungen gehalten. Viele, wahrscheinlich die Hälfte der Toten sind Nordmänner, mächtige Krieger und wilde Amazonen des rauen Nordlands. Sie tragen die Masken und Kriegsbemalungen von Stämmen, die Gor noch niemals zuvor gesehen hat. Als Gor an sich herabsieht trägt er eine prunkvolle Barbarenrüstung aus bestem Leder mit Beschlägen aus Schwarzfels und einem Kilt in den Farben des Stamms der roten Füchsin. In seiner Hand hält er sein mächtiges Dybek. Es ist blutig als hätte er gerade damit gekämpft, aber so sehr Gor sich auch bemüht kann er sich nicht daran erinnern. Sein langes Haar weht dem Häuptling ins Gesicht als er sich verwundert an diesem schaurigen Ort weiter umsieht. Gerade macht er einen einzigen Schritt über eine der Leichen hinweg, als ihn von hinten die Stimme eines jungen Mädchens anspricht.

„Gor, mein Schatz! Willst du mich gar nicht begrüßen?“

Alarmiert dreht sich Gor sofort herum und nimmt sein Dybek in beide Hände sich in Kampfhaltung begebend. Doch er kann so sehr er es auch versucht niemanden sehen. Sein Blick wandert misstrauisch über die toten Körper und schaut ohne sich groß zu rühren ob davon noch jemand lebt.

Plötzlich hört Gor ein verspieltes, amüsiertes Mädchenkichern hinter sich von ihm aus gesehen von links nach rechts huschend. Und wieder ist es still als er sich dahin zurückgedreht hat. Einzig die entfernten Schlachtgeräusche dringen weiterhin an sein Ohr.

„Wer ist da? Zeig dich, Feigling!“ Poltert Gor Hranisson wütend werdend.

„Ich bin doch direkt vor deiner Nase, mein Häuptling.“ Klingt es heiter von einem moosbedeckten Baumstamm, welcher scheinbar schon vor langer Zeit durch einen Blitz zerstört wurde. Stumpf und Stamm des Baumes waren durchgebrochen und nun liegt der tote Baum abgebrochen und kahl auf der grasigen Ebene. Die Leiche einer südländischen Soldatin lehnt am Baumstumpf und hält sich die Brust in die ihr ein Schwert gerammt wurde. Gor sieht sich die Stelle an von der die Stimme kam und erkennt auf dem Baumstamm einen Rotfuchs liegen. Als der Fuchs feststellt, dass Gor ihn endlich bemerkt hat erhebt er sich und bewegt die Lefzen zum sprechen:

„Komm, setz dich zu mir, Kleiner!“ Klingt wieder die Mädchenstimme. Es ist eine Füchsin. Etwa die Füchsin?! Gor wird sichtlich nervöser in seinem Traum. Er will sich mit einem Bein hinknien und dabei sein Schwert vor sich halten, den Blick senkend, da fällt er plötzlich auf den Bauch, doch die Landung ist weich und der Sturz gar nicht tief. Die Rotfüchsin hat ihn irgendwie zu sich auf den Baumstamm geholt und gleichzeitig in einen gesund und fit aussehenden Rotfuchsrüden verwandelt. Von seiner Rüstung, dem Dybek und seinem Kilt waren plötzlich keine Spur mehr zu finden. Dafür hatte Gor am ganzen Leib ein weiches Fuchsfell. Er liegt mit seinem Bauch auf den Stamm und die Pfoten hat er von sich gestreckt. Mit der Situation völlig überfordert versucht Gor seinem Ärgernis und der Überraschung verbal Ausdruck zu verleihen, aber er kann nicht mehr in dieser Gestalt sprechen. Wackelig gelingt es ihm sich nach einer Weile aufzurichten und steht endlich auf allen Vieren und in Augenhöhe mit der Erscheinung seines Totems auf dem Baumstamm.

„Was für ein hübscher Kerl du bist!“ scheint sie ihn anzuschmachten und streift an ihm vorbei, wohlbedacht dass sich die Pelze dabei berühren.

„Erweitere meine Flotte, die eures Stammes, um noch ein Drachenboot, Gor! Tauft es in meinem Namen mit dem Blut deiner Feinde und ich will bei Hydros versuchen ein gutes Wort für dich einzulegen damit gelingt was ich dir nun befehle.“

Weiter streift sie um Gor herum und zieht ihren buschigen Schwanz unter Gors Kiefer und Nase hinterher. Berechnend lasziv schaut sie ihn mit einem für einen Geist sehr verführerischen Blick an und dreht dafür ihren Kopf zu ihm. Sicherlich wird Gor sich versuchen zu ihr zu drehen und den Blick bemerken. Es könnte etwas einschüchternd oder verwirrend auf ihn wirken, auch wenn er sich selbst in seinen Träumen niemals feige verhalten wollen würde.

„Im Süden gibt es eine Insel.“ Spricht sie weiter „Folge dem Sternbild des Wildschweins und du kannst sie nicht verfehlen. Dort gibt es ein Kloster der Südländer. Mönche leben dort mit abscheulichen Kreaturen zusammen. Sie werden in diesem Sommer eine reiche Ernte einbringen und ihr Vieh ist fett und gesund. Du wirst dort alles für meinen Stamm finden, was er braucht um über den Winter zu kommen.“

Dann stellt sie sich ganz dicht vor Gors Schnauze mit ihrer, schließt die Augen und nähert sich um dem Häuptling scheinbar einen Kuss zu geben. Just in diesem Augenblick wird alles um die beiden herum strahlend hell und verschwindet in weißem Licht. Schlussendlich auch noch der Fuchs-Gor und die Rotfüchsin kurz bevor sich ihre Lefzen berührt hätten. Gor erwacht aus seinem Traum und ist zuhause in seinem Zelt.

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