Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


rollenspiel:geschichten:druidisches-ritual-bei-schattental

Druidisches Ritual bei Schattental

Früh morgens lange bevor die ersten Sonnenstrahlen die Wipfel von Yews mächtigen Bäumen berühren ist der waldelfische Druide Paredion Eldariel bereits wach und auf dem Weg von seinem Aiy in das Dorf Yew. Ein Aiy ist ein Wohnbaum, oder eine Gruppe von Bäumen, die ohne den Baum zu schaden zu gemütlichen Unterschlüpfen hoch über dem Boden geschaffen wurden. Zwar scheinen am Himmel noch die Sterne und der Mond in vollem Glanze, doch kündigt sich am Horizont bereits mit einem hellen weißlich blauem Streifen der nahende Morgen an, den man von erhöhten Positionen, an denen die Bäume des dichten Waldes nicht den Blick verdecken, sehen kann.

Paredions Weg wird natürlich beobachtet. Zu keiner Zeit ist er alleine. Überall im Wald gibt es Aussichtsplattformen und Späher in den Bäumen, von denen die waldelfischen Bewahrer alle Bewegungen im Wald verfolgen. Kein Eindringling könnte sich unbemerkt auch nur von der Hauptstraße ein paar Meter entfernen und wenn doch würden die Bewahrer diese wieder vertreiben. Als er sich Yew nähert sieht er bereits die bunten Lichter der zahlreichen Elfenfeuer und Laternen mit buntem Glas, die das Dorf glitzern und leuchten lassen in den Nächten. Paredion grüßt die Torwächter mit einem herzlichen Sanyasala und geht zielstrebig auf den Dorfplatz zu. Hier gibt es einen klaren Teich, dessen Wasser klar und sauber riecht und aussieht. Im Dunkeln tanzen Glühwürmchen über die Wasseroberfläche und die Pflanzen, die das Ufer säumen spiegeln sich auf der glatten Wasseroberfläche bei Mondlicht ein wenig.

Um den Teich herum gibt es zahlreiche Bänke aus Yewholz. Auf eine davon legt er all seine Kleider als er sich auszieht bis er gänzlich nackt am Teich steht. Scham für seinen Körper ist ihm fremd. Ungeachtet dessen wer ihn dabei beobachten könnte steigt er in den Teich hinein, bis er zur Hüfte im frischen Wasser steht. Hier in Yews magischen Wäldern hält der Herbst immer etwas später Einzug und Paredion muss nicht frieren.

Auf Isdira spricht er ein druidisches Gebet:

„Im Wald von Schattental wurde furchtbare Zerstörung an eurer Schöpfung angerichtet. Um diesen Schaden zu lindern bitte ich euch, Ilindir und Alasior, reinigt meinen Körper und Geist, damit er gewappnet ist aller Verderbtheit, die ich dort antreffen könnte, zu widerstehen. Eorla!“

Dann taucht er sich für die spirituelle Reinigung ein paar Sekunden ganz unter Wasser.

Manch ein Waldelf mag den Druiden noch bis die ersten Sonnenstrahlen den Wald von grau ins grün färben beim Alchemisten gesehen haben, wie er gearbeitet hat. Doch bricht er schon sehr bald danach gemeinsam mit Empyrea Shathava, die ihn von sicher aus unterstützen wollte, mittels Reiseportal in die Wälder von Schattental auf.

Schon bald finden sie einen geeigneten Ort am Waldrand von Schattental, umgeben von den verbrannten Bäumen, aber auch Setzlingen und Aussaaten, die in den letzten Tagen von den Lairfeya, ganz besonders Empyrea, ausgepflanzt wurden. Unter einer alten Eiche, die wenig Schaden genommen hat zieht sich Paredion aus. Er entledigt sich all seiner Kleidung, sogar den Sandalen, bis auf seine grüne Lederhose und legt seine Sachen in die Obhut der alten Eiche unter diese. Dann setzt er sich im Schneidersitz nicht weit von seinen Sachen in eine vom brennenden Blut in den Wald geschlagene Lichtung. Sogleich beginnt er mit den Händen im Schoß und den Augen geschlossen zu meditieren, während die Waldelfe Empyrea seine nackte haselnussbraune Haut mit der von ihm speziell dafür mitgebrachten weißen Körperfarbe, hergestellt aus Gestein aus dem Schoße der Erde selbst, bemalt. Sie zeichnet genau nach vorher gegebenen Instruktionen mit ihren Fingern ein Muster auf, welches auf den ersten Blick undurchschaubar und wirr erscheint, aber bei genauem Hinsehen in den urtümlichen Zeichnungen, wie die von Wilden Ureinwohnern, Bilder aus der Natur beherbergt. So finden sich Tiere, Pflanzen, die Elemente und nicht zuletzt Waldelfen in Form eines weißen Handabdrucks von Empyrea auf seiner Wange.

Als er seine Meditation beendet ist er gänzlich von Kopf bis Fuß mit diesem Muster überzogen und hinter ihm wachen bewaffnet Empyrea Shathava und Thoisin Frostbart. Der Zwerg ist während Paredion Eldariel meditierte zufällig auf die beiden gestoßen, denn er wohnt nicht weit von hier und Empyrea erklärte ihm die Situation. Auch um zu verhindern, dass er Paredion unterbricht. Paredion scheint beide nicht zu bemerken oder in seiner Konzentration zu ignorieren. Doch wachen sie gründlich, dass niemand den Druiden beim folgenden Ritual unterbrechen kann.

Paredion steht auf und seine Bemalung, die allmählich getrocknet ist, leuchtet hell auf seiner haselnussbraunen Haut. An seinen Füßen ist sie jedoch ein wenig verwaschen vom nassen, morgendlichen Gras. Er dreht sich um zur Eiche und nimmt sich von seinen Sachen einerseits seinen reich geschmückten Druidenstab aus gewundenem Yewbaumholz, geschmückt mit Lederstreifen und zwei langen weißen Federn am oberen Ende, andererseits nimmt er eine bauchige Glasflasche aus seiner Tasche, die unter der Eiche liegt, verziert mit Silbermetall in Form von Efeublättern und –Ranken rund um das edle Glas herum. In der Flasche befindet sich eine transparente Flüssigkeit, die leicht grünlich ist.

Ohne sich auf seinen Stab stützen zu müssen stellt er sich wieder in die Mitte der Lichtung, den beiden Wächtern seinen Rücken zugekehrt, so dass Thoisin Frostbart immer noch nicht die Bemalungen auf seiner sehnigen Brust und dem Bauch sehen konnte, sondern nur auf dem Rücken, und erhebt kraftvoll seine Stimme voller Entschluss: „Gereinigt in Ilindirs Liebe und Alasiors Schöpfung stehe ich hier in eigenem Namen.“

Er spricht die Worte gänzlich in Isdira, der Sprache der Waldelfen und auf einmal wird der umliegende Waldabschnitt für diese Jahreszeit ungewöhnlich warm. Und gleichzeitig beginnt Empyrea ein Lied in derselben Sprache anzustimmen, wie aufs Stichwort.

In seiner linken Hand hält er die Flasche und zeigt sie hoch über seinen Kopf dem Wald und seinen Bewohnern. Der Inhalt der Flasche beginnt gleißend zu leuchten in grün und weiß. „Das Leben aus den Blättern des edlen Yewbaums für die Wälder Schattentals.“ Sagt Paredion laut genug um Empyreas Gesang und die vielen Tiere des Waldes, Vögel, Hasen, Füchse, Schwärme von Insekten, die aus ihren Verstecken hervorkommen und über die Lichtung fliegen und laufen, zu übertönen. Und obwohl der Zwerg dies mit größtem Misstrauen dieses für ihn völlig befremdliche Bild beobachtet verhält er sich ruhig und vorbildlich.

Dann öffnet Paredion mit dem Daumen die Flasche, hält sie am Flaschenhals, aus dem sobald der Verschluss geöffnet ist auch das gleißende Licht scheint, und gießt den gesamten Inhalt auf den Waldboden zu seinen nackten, weiß bemalten Füßen. Unverzüglich beginnt ein ungehemmtes Wachstum wo die Flüssigkeit aus dem verzauberten Extrakt von Yewbaumblättern den Boden berührt. Blumen sprießen unnatürlich hoch um Paredion herum aus dem Boden, riesige Blätter und Farne wachsen hoch bis zu seinen Knien und Rankenpflanzen kriechen über die Lichtung und sogar an Paredions Beinen hinauf, über seine Hüfte und Brust. Der Druide wird von so viel Leben mit sehr starken Emotionen durchdrungen. Es kostet ihn viel Konzentration nicht die Nerven zu verlieren und dennoch rinnen ihm Tränen des Glücks aus den Augen. Zittrig für einen Moment lässt er die leere Flasche dumpf auf den weichen Waldboden fallen. Seine Arme streckt er von sich und den Kopf reckt er in den Nacken. Die Ranken wachsen nun schon seinen Hals hinauf bis ans Kinn und seine Arme entlang. Es schmerzt ein wenig an den Beinen, wo die Ranken sogar schon anfangen zu verholzen. Dann nimmt er seinen Druidenstab in beide Hände vertikal ausgestreckt vor sich und ruft laut, dass man es vielleicht bis an die Tore von Schattental hört: „Eorla!“ Mit diesen Worten rammt er den Stab mit dem unteren Ende in den überwucherten Waldboden und stößt eine mächtige Druckwelle, wie starken Wind, von sich, die die Lebenskraft des Yewbaums, der ein paar seiner Blätter dafür gespendet hat, über den gesamten umliegenden Wald verteilt. Paredions Haare wehen stark im Windstoß, nur Bruchteile einer Sekunde aber auch die von Empyrea und Thoisin, die immer noch Wache halten. Mit der Druckwelle verschwinden unverzüglich wieder die Pflanzen an Paredion und zu seinen Füßen, aber dort wo die Druckwelle auf Pflanzen stößt, werden diese gestärkt und schneller wachsen denn je zuvor für diese Saison. Sogar die Bauern auf angrenzenden Höfen könnten das bei ihren Feldfrüchten bemerken. Ganz sicher aber werden Wanderer auf dem Weg von Britain nach Schattental feststellen, dass der Wald sich ungewöhnlich schnell erholt.

Gleich nach diesem Abschluss des Rituals fällt Paredion schwer erschöpft, aber glücklich auf alle Viere und spürt, dass es gelungen ist.

rollenspiel/geschichten/druidisches-ritual-bei-schattental.txt · Zuletzt geändert: 2023/04/12 13:02 von 127.0.0.1